Divina Insidia
Kinofilm 2014
Drehbuch / Romanadaption
bisher unverfilmt
Produktion: B-Side Films GmbH
Ein Insider-Thriller über die Hintermänner der internationalen Finanzkrise.
Böse und atemberaubend.
Making of
Im Sommer 2012 erwarb der Hedgefondsmanager Adam Lemmer die Filmrechte an einem Roman von Pascal Roussel, einem Bankier bei der Europäischen Investment Bank in Luxemburg: Divina Insidia: The Divine Trap. Genau gesagt war es eine als Roman getarnte Verschwörungstheorie: die mächtigen Familien der Welt bilden ein Kartell und planen, die Gesellschaft vermittels eskalierender Finanzkrisen ins Chaos zu stürzen und so die Macht an sich zu reißen. Zielsetzung ist jedoch nicht die Macht an sich, sondern die Menschen von Gott abzuwenden und die Herrschaft Satans zu errichten.
Auf verschlungenen Wegen kam die sympathische kleine Hamburger Produktionsfirma B-Side Films zu dem Auftrag, aus dem Roman einen drehfertigen Film zu entwickeln und diesen am besten auch zu drehen. Ich wurde zu einem Drehbuch-Pitch eingeladen und bekam den Roman zu lesen. Es war eines der holprigsten Stücke Literatur, das ich je gelesen habe. Im wesentlichen besteht er aus drei langen Vorträgen die ein mächtiger „Insider“ einer jungen Journalistin hält. Wie es sich für das Genre gehört, wird darin die große Meta-Verschwörungstheorie ausgebreitet, vom christlichen Zinsverbot über Adam Weishaupts Illuminaten, die Bilderberger, 9/11, die UNO, die Tempelritter, Rothschilds und Rockefellers, war alles dabei, was im Genre Rang und Namen hat. Der ideale Job für jemanden wie mich, der gut im Strukturieren ist und zudem die Welt der Verschwörungstheorien für anderen Projekte schon einmal rauf und runter durchdekliniert hat. Freitag bekam ich den Roman, Montag hatte ich mein Konzept fertig, zwei Tage später traf ich zum ersten Mal auf Adam: im Hof eines feinen Hotels am Ku’damm, ich reichlich nervös, er im roten Samtanzug mit beeindruckend großer roter Visitenkarte, die ihn als „Ambassador of the Ecumenical Hospitaller Order of St. John Knights of Malta“ sowie diverser international tätiger Finanzfirmen auswies. Nachdem er fast zwei Stunden ohne Punkt und Komma über die finstere Welt der großen Weltverschwörung referiert hatte und ich in der Lage war, die richtigen Stichworte zu liefern, hatte ich den Job.
Es begann eine unglaubliche Tour de force: nachdem wir Pascals Segen bekommen hatten, musste ich binnen kürzester Zeit den Wust an Verschwörungstheorien in eine spannende Story umarbeiten, schließlich wollte man nicht mehr und nicht weniger, als einen international vermarktbaren Thriller entwickeln. Adam hatte zwar noch nie zuvor einen Film gemacht – aber offenbar verfügte er über das nötige Kleingeld, um die Entwicklung und Vorproduktion ohne öffentliche Gelder stemmen zu können. Dazu stand er die ganze Zeit auf dem Gas. Im Abstand von drei Wochen hatten wir neue Fassungen abzuliefern, die in persönlichen Meetings besprochen wurden. Was hieß, dass wir jeweils dorthin geflogen wurden, wo Adam gerade geschäftlich weilte – samt einer beeindruckenden Entourage bestehend aus seiner Frau, vier Kindern, zwei Nannies, zwei Fahrern, Bodyguard und mindestens einem Anwalt. Selbstverständlich jeweils im größten Hotel am Platze. Eine erste Fassung entstand in Rekordgeschwindigkeit, sie wurde noch schneller auf Englisch übersetzt, da man auf dem internationalen Parkett nach Topregisseuren suchte. Nach den ersten Absagen wurde jedoch dieser Plan wieder fallen gelassen und ein deutscher Regisseur mit internationaler Erfahrung gefunden, eine zweite Fassung wurde geschrieben, wieder auf Englisch übersetzt, da man nun international nach Schauspielern suchte. Allmählich wurde klar, dass Adam das Budget nicht würde stemmen können, also wurde eine aufwendige Broschüre sowie ein Verkaufs-Trailer für die Finanzierung erstellt.
Das Budget für die Vorproduktion samt Location-Scouting, Casting und Storyboarding wurde gerade verhandelt, als Adam von der italienischen Polizei auf Malta verhaftet wurde, offenbar im Auftrag von Interpol, die ihm seit Monaten auf den Fersen gewesen waren. Es stellte sich heraus, dass er zwar tatsächlich erhebliche finanzielle Mittel in den Film gesteckt hatte – diese aber aus unsauberen Finanzgeschäften erworben hatte. Offenbar waren all die ominösen Firmen, die er vorgegeben hatte, zu führen, all die Anwälte, Prokuristen, Vermögensverwalter, die Parties mit prominenten Gästen und das ganze breitspurige Auftreten nur Blendwerk für ein gewaltiges Pyramidensystem gewesen, das immer neue Gelder brauchte, um die nicht vorhandenen Gewinne der bisherigen Teilnehmer zu generieren. Selbst die Malteser Tempelritter, deren Mitglied er angeblich gewesen war, konnten ihn nun nicht mehr helfen. Das realste, das dieses System hervorgebracht hatte, war ein fiktives Drehbuch gewesen, aus dem nun leider kein Film mehr wurde. Schade um das schöne Projekt. Das war eine wunderbar durchgeknallte, verrückte, bizarre Zeit.
Leseproben aus dem Drehbuch schicke ich auf Wunsch gerne.