Neues aus Lansing

Drehbuchautoren für Kinofilme sitzen monatelang zu Hause und schreiben einsam und allein in ihrer Klause vor sich hin – wie ich es demnächst wieder für mein Großprojekt „Aliens in Oberbayern“ tun werde. Es ist daher kein Wunder, dass diese Drehbuchautoren oft die Figuren schrulliger Einzelgänger erfinden, die – wie soll es ander sein – Drehbuchautoren sind:

Helmut Dietls „Rossini“ etwa erzählt die Geschichte des Filmproduzenten Oskar Reiters, der gemeinsam mit Regisseur Uhu Zigeuner den neuesten Roman des Großautors Jakob Windisch verfilmen möchte, der sich dagegen jedoch mit Händen und Füßen wehrt. Windisch ist legendär menschenscheu. Zum Verhängnis wird ihm jedoch, dass er sich alle paar Tage in einem Separée des titelgebenden Nobelitalieners aus den Händen der schönen Serafina Pasta servieren lässt. Die Szene, in der Reiter den Kampf schließlich gewinnt und ihm Windisch die grotesken Vertragsbedingungen diktiert, ist – zumindest in der Filmbranche – bis heute Legende. Ein weiteres Exemplar dieser Gattung ist der von Nicholas Cage gespielte Charlie Kaufmann in Spike Jonzes grandiosem Film „Adaptation“. Der echte Charlie Kaufmann, der das Drehbuch geschrieben hat, lässt sein alter ego im Film an seinem tiefesten Punkt sagen: „I’m insane, I’ve written myself into my screenplay“, was sein ebenso von Nicholas Cage gespielter Bruder jedoch ziemlich cool findet: „I’m sure you had a good reason, Charles. You’re an artist.“ Ein Vexierspiel von Realität und Fiktion, das für die Filmfigur schließlich tödlich endet.

Drehbuchautoren einer Daily werden von diesem Schicksal verschont. Das liegt zum einen am extremen Tempo, in denen hier gearbeitet wird, zum anderen daran, dass sie nicht einsam in ihrer Klause sitzen, sondern der Prozess extrem arbeitsteilig abläuft. Drei von einander unabhängige Autorenteams arbeiten hier von der Entwicklung der Ideen für die einzelnen Plots bis zur Ausarbeitung der fertigen Dialoge an den Scripts.

Nachdem ich für die bayerische Daily „Dahoam is Dahoam“ eine Reihe von Futures und Dialogbüchern geschrieben habe, bin ich nun seit  2 Wochen zum ersten Mal Teil des „Mittelteams“ und schreibe meine erste eigene Outline. Freitag war mein erster Tag ab Montag geht es mit Vollgas weiter. Es ist eine wahnsinnig schöne Arbeit und das Team in dem ich arbeiten darf, ist extrem professionell. Viel darf ich nicht verraten, nur so viel: hier wird niemand verrückt und umgebracht wird auch keiner. Meine Folgen laufen Anfang Dezember im Bayerischen Rundfunk.